Das Hüftgelenk ist – nach dem Kniegelenk – das zweitgrösste Gelenk des menschlichen Körpers. Doch tief in der Leistengegend verborgen, wo wir es nicht ertasten können, ist es doch ein vergleichsweise unbekanntes Gelenk. Unser kleines Abc will es uns über ein paar Begriffe näherbringen.
Anatomie
Das Hüftgelenk ist ein einfaches Kugelgelenk aus zwei knöchernen Bestandteilen: der schalenförmigen Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) und dem kugeligen Oberschenkelkopf (Caput femoris). Häufig nennt man den Oberschenkelkopf auch Hüftgelenkskopf. Kopf und Pfanne sind von Gelenkknorpel überzogen. Der Rand der Hüftpfanne wird durch eine Gelenklippe (Labrum) abgeschlossen. Das Hüftgelenk ist von einer straffen Gelenkskapsel und einem kräftigen Muskelmantel umgeben.
Coxa
Das lateinische Wort für die Hüfte bzw. das Hüftgelenk. Coxarthrose = Hüftarthrose.
Hüftknochen
Die vermeintlichen «Hüftknochen», die wir seitlich am Oberschenkel ertasten können, sind nicht Teil des Hüftgelenks, sondern ein kräftiger Knochenvorsprung im oberen Bereich des Oberschenkelknochens, genannt Grosser Rollhügel oder Grosser Umdreher (Trochanter major). Viele Muskeln, die das Hüftgelenk bewegen, setzen am Trochanter major an.
Hüftmuskeln
Das Hüftgelenk ist in einen zweischichtigen Muskelmantel eingebettet, zu dem man bis zu 26 einzelne Muskeln mit einer direkten Funktion zum Hüftgelenk zählen kann.
Hüftprothese
Ein künstliches Hüftgelenk anstelle des erkrankten Gelenkes. Die Erfolgsquote beim Hüftgelenksersatz ist sehr hoch. Das künstliche Gelenke darf und soll bereits kurz nach dem Eingriff belastet werden, doch die Genesung braucht einige Zeit. Es vergehen zwei bis drei Monate, bis sich operierte Patienten wieder vollständig fit fühlen. Ausschlaggebend für ein Wiedergewinnen von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer ist eine gute Physiotherapie.
Hüftschmerzen
Es gibt vielerlei Hüftschmerzen. Sie lassen sich nach ihrem Ursprung bzw. ihrer Ursache in drei grosse Gruppen einteilen:
Artikuläre Hüftschmerzen
Zu den artikulären Hüftschmerzen zählen die Hüftgelenksarthrose, die Arthritis (Entzündung) des Hüftgelenkes, die Femurkopfnekrose, das Hüftimpingement und die schnappende Hüfte (Coxa saltans, englisch: snapping hip syndrome); in allen diesen Fällen gehen die Schmerzen vom Hüftgelenk aus und ist dessen Beweglichkeit mehr oder minder eingeschränkt.
Periartikuläre Hüftschmerzen
Viel häufiger sind periartikuläre Hüftschmerzen. Sie gehen von den Weichteilen (Faszien, Muskeln, Sehnen, Bändern, Schleimbeuteln) aus, die sich «um» (peri) das Gelenk (articulatio) «herum» befinden. Periartikuläre Hüftschmerzen machen sich häufig an der Aussenseite der Hüfte bemerkbar. Sie schränken die Beweglichkeit der Hüfte nicht ein. Zu dieser Gruppe zählen vor allem die peritrochantären Schmerzsyndrome, verursacht von Schleimbeutelentzündungen oder von Reizungen oder Rissen von Sehnenansätzen am Trochanter major (Grosser Umdreher oder Rollhügel).
Ausstrahlungsbedingte Hüftschmerzen
Manche Hüftschmerzen kommen weder aus dem Hüftgelenk noch aus den umliegenden Weichteilen, sondern haben ihre Ursache in der Lendenwirbelsäule, im Iliosakralgelenk oder im Knie, woher sie in die Hüfte ausstrahlen.
Die Realität ist komplexer als das Lehrbuch. Häufig kombinieren Hüftschmerzen artikuläre und periartikuläre Züge oder es mischen sich periartikuläre mit Ausstrahlungsursachen. Weiter können auch ein Leistenbruch, eine Schenkelhalsfraktur oder Tumore oder Metastasen in den Knochen Hüftschmerzen verursachen.
Labrum
Der Rand der Hüftgelenkspfanne (Acetabulum) wird durch eine Art Dichtungsring erhöht. Diese sog. Gelenklippe (Labrum acetabuli) umfasst den Oberschenkelkopf über die Hüftgelenkspfanne hinaus. Ein verletztes Labrum macht sich bei gewissen Bewegungen durch einen stechenden Schmerz im Gelenk bemerkbar.
Lenden-Becken-Hüfte
Zuweilen reden Arzt und Patient aneinander vorbei, und die Hüfte scheint für dieses Kommunikationsproblem besonders anfällig. Sprechen Mediziner von der Hüfte, meinen sie (nur) das Hüftgelenk. Die von medizinischen Laien so genannten Hüftschmerzen sind in dem meisten Fällen nicht gelenksbedingt (artikulär), sondern haben mit den vielen Weichteilen rund um das Hüftgelenk zu tun (periartikulär). Mediziner und Therapeuten sprechen in diesem Fall auch von Beschwerden der Lenden-Becken-Hüftregion. Die Anhäufung anatomischer Begriffe trägt dem Umstand Rechnung, dass in der Körpermitte zwischen Rumpf und Beinen zahlreiche Strukturen zusammenkommen und zusammenhängen.
Zum Arzt!
- Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Hüftbeschwerden Ihren Alltag stark einschränken und bewährte Hausmittel nicht helfen.
- Gehen Sie mit Kindern und Jugendlichen zum Arzt, die über Hüft- oder Kniebeschwerden klagen.
- Sofortige ärztliche Hilfe brauchen Sie, wenn die Hüftschmerzen mit Fieber, Herzklopfen oder einem allgemeinen Mattigkeitsgefühl einhergehen.