Rheuma kann Betroffene mit kleinem Budget schnell in Geldnöte bringen. Grösstenteils werden Kosten für Therapie und Medikamente von der Krankenkasse übernommen, jedoch fallen häufig Zusatzkosten für nicht kassenpflichtige Therapien, dringend nötige Umbauten oder Hilfsmittel an. So auch bei Maryette Berdakji, die unter anderem an Osteochondrose* leidet und zu Hause auf das Therapiegerät «Wandstanding» angewiesen ist.
Rheumaliga Schweiz: Wofür benötigten Sie die finanzielle Unterstützung der Rheumaliga?
Maryette Berdakji: Seit dem Jahr 2000 sitze ich im Rollstuhl. Eigentlich könnte ich stehen, meine Beine sind dafür aber viel zu schwach. Letzten Sommer in der Rehaklinik übte ich in der Physiotherapie das Stehen mit Hilfe eines «Wandstandings». Das Hilfsmittel unterstützt mich dabei, das Stehen zu trainieren und dadurch die Muskeln in den Beinen zu aktivieren, was mir sehr guttut. In der Schweiz gibt es, nach meiner Recherche, nur eine Firma, die «Wandstandings» herstellt. Ursprünglich wurden sie für Menschen mit Multipler Sklerose entwickelt. Jedes Modell wird speziell angefertigt anhand der Grösse des Benutzers. Die Kosten dafür belaufen sich auf CHF 1’500.–.
Wie ist der Kontakt zur Rheumaliga entstanden?
Die IV und die Krankenkasse lehnten meinen Antrag um finanzielle Unterstützung für ein «Wandstanding» leider ab. Als ich mit meiner Ärztin darüber sprach, brachte sie mich auf die Idee, mich mit der Rheumaliga in Verbindung zu setzen und ein Gesuch beim SOS-Fonds einzureichen. Die Rheumaliga kannte ich bereits, da ich seit Jahren Hilfsmittel bestelle und das Wärmebad benutze. Kurz nach der Einreichung des Gesuchs bekam ich von der Rheumaliga eine Zusage für einen Unterstützungsbeitrag über CHF 1’000.–. Ich freute mich sehr darüber, da ich irgendwie überhaupt nicht damit gerechnet hatte.
Wie ging der Fall nach dem positiven Bescheid weiter?
Der weitere Verlauf war unkompliziert und bald wurde das «Wandstanding» bei mir zu Hause eingebaut. Alles in allem dauerte das Ganze vom Antragstellen bis zum fertig eingebauten «Wandstanding» etwa drei Monate.
Wie geht es Ihnen heute mit dem «Wandstanding»?
Sehr gut, mein grösstes Ziel ist es, Vorhandenes aufrechtzuerhalten. Dafür muss ich regelmässig und dauerhaft daran arbeiten, wobei mir das «Wandstanding» eine grosse Hilfe ist. Am Anfang konnte ich ungefähr eine bis eineinhalb Minuten stehen, heute schaffe ich vier Minuten.
Ich bin überglücklich, dass ich dank der Rheumaliga dieses Ziel in kleinen Schritten verfolgen kann und dadurch selbständig bleibe. Ich danke der Rheumaliga ganz herzlich für ihre hilfreiche und ermutigende Arbeit!
* Osteochondrose ist eine Störung der Umwandlung von Knorpel in Knochen als Teil des natürlichen Wachstumsprozesses. Sie kann im Gelenk selbst oder in den Wachstumsfugen auftreten.
Interview: Marina Frick, Mai 2020
Erstpublikation des Interviews forumR 2020-2