Studien zeigen, dass sich schon ein kurzer Kontakt zu einem Hund schmerzlindernd auf den Menschen auswirken kann. Doch was, wenn der Vierbeiner selbst an einer rheumatischen Krankheit leidet und nicht mehr zum täglichen Spaziergang gehen mag?
Besonders die Arthrose wird bei Hunden und Katzen sehr zahlreich festgestellt. Doch laut Fachpersonen ist die genaue Anzahl erkrankter Tiere in der Schweiz schwierig zu bestimmen, da Arthrose oftmals eine Begleiterscheinung weiterer Erkrankungen ist. Dr. Denise Hindermann, leitende Tierärztin der Kleintierpraxis Steinhalden im Kanton Zürich, spricht mit der Rheumaliga Schweiz über wichtige Merkmale der Arthrose bei Hund und Katze und wie die Haustierbesitzerinnen und -besitzer den Tieren das Leben mit Arthrose erleichtern können, damit dem freien Herumtoben nichts im Weg steht.
Weshalb leidet mein Haustier an Arthrose?
Eine Arthrose-Diagnose mag unerwartet kommen, zumal das Herrchen oder Frauchen nur das Beste für sein oder ihr Haustier möchte und für das Wohl des Tiers sorgt. Es gibt jedoch zahlreiche Ursachen der Erkrankung, eine davon ist Übergewicht. Bei übergewichtigen Tieren gibt es durch die Überbelastung einen erhöhten Verschleiss in den Gelenken und den dazugehörigen Sehnen und Bänder. Dies kann zur Arthrose und einem erhöhten Risiko für Bänderverletzungen führen, wie beispielsweise Kreuzbandrisse in den Kniegelenken.
Eine schmerzhafte Beschädigung am Gelenkknorpel kann nebst Übergewicht auch durch instabile Gelenke nach Bänderverletzungen, intensives Sporttreiben wie Agility (ein Parcour-Rennen mit Hindernissen) oder als Folge einer Gelenkfehlstellung entstehen. Letzteres begründet Dr. Denise Hindermann wie folgt: «Der anatomische Aufbau des Bewegungsapparates ist bei Rassen wie dem Deutschen Schäferhund so gezüchtet worden, dass die Hüfte keinen natürlich kongruenten Stand hat (eine sogenannte Hüftgelenksdysplasie)», weshalb es schon vermehrt im frühen Alter des Hundes zu einer Arthrose kommen kann. Wichtig sei, dass die Grundursache der Arthrose gefunden wird, damit mit der richtigen Behandlungsart die Schmerzen gelindert werden können.
Nebst den Hunden bleiben auch Katzen nicht vor Arthrose verschont. Die Katze als sich frei bewegendes, kleines und leichtes Tier sei jedoch den genannten Krankheits-Ursachen des Hundes weniger ausgesetzt. «Aber da unsere Haustiere immer älter werden, ist auch bei Katzen die Arthrose eine degenerative Erkrankung, die man leider immer öfter in der Praxis sieht.»
Was, wenn mein Hund lahmt oder meine Katze nicht mehr spielen mag?
Es braucht ein sehr aufmerksames Herr- oder Frauchen, um die Symptome einer Arthrose beim eigenen Haustier feststellen zu können. «Oftmals treten als frühes Zeichen besonders bei den Hunden eine Lahmheit und ein steifer Gang auf», erklärt Dr. Denise Hindermann. Auch kann es sein, dass der Hund keine Treppen hoch- oder heruntergehen möchte.
Bei Katzen sind die Symptome noch schwieriger zu erkennen, da diese nicht immer direkte Anzeichen zu erkennen geben. Grund dafür ist ihr leichtes Körpergewicht, welches die Schmerzen bei einer Arthrose erst zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen lässt. Aufgrund dessen wird die Zahl erkrankter Katzen höher geschätzt, als tatsächlich von Fachpersonen diagnostiziert wird. Wenn die Katze nicht mehr auf den Katzenbaum springen möchte oder sich weniger bewegt, kann dies jedoch ein Anzeichen für Arthrose sein.
Ein weiteres Zeichen für Arthrose ist, dass das Tier seine Pfoten schleckt, wenn diese schmerzen. Jedoch sagt die Tierärztin: «Das heisst nicht, dass es nur Arthrose sein kann. Gerade bei einem Hund kann auch eine Entzündung der Haut in diesem Bereich dazu führen, dass er an den Zehen schleckt.»
Arthrose-Symptome sind bei Mensch und Tier nicht gänzlich unterschiedlich. So gibt es auch gemeinsame Krankheitszeichen, welche laut Dr. Denise Hindermann die Tiere eindeutig zu erkennen geben – auch wenn sie ihre Beschwerden nicht kommunizieren können. Dazu gehören der Anlaufschmerz nach dem Sitzen bzw. Liegen und die Verschlimmerung der Schmerzen bei kalten Temperaturen. Sind Anzeichen von Arthrose beim Haustier ersichtlich, soll ein baldiger Termin beim Tierarzt oder bei der Tierärztin vereinbart werden.
Wie kann ich meinem Haustier helfen, damit es ihm besser geht?
Rheumatische Erkrankungen beeinträchtigen beim Menschen wie auch bei den Tieren die Lebensqualität, doch kann der Verlauf verzögert und können die Schmerzen reduziert werden, damit das Treppenlaufen nicht zur Qual wird und der Sprung auf den Baum nicht mit einem Besuch in der Tierambulanz endet.
Für die Besitzer*innen von Tieren mit Arthrose ist dies beispielsweise mit kleinen Tricks in der Nahrung möglich. Es handelt sich um medizinisches Futter mit entzündungshemmenden Beisätzen, welche mit Grünlippenmuschelextrakten, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Curcuma, Chondroitinsulfat (wichtig für das Knorpelgewebe) oder Glucosaminoglykanen (Bestandteil des Bindegewebes) angereichert sind. Zudem gibt es Spezialfutter mit weniger Kalorien, um Übergewicht zu verhindern.
Nebst knorpelunterstützenden Substanzen im Futter können Schmerzmittel sowie Entzündungshemmer den Tieren mit einer bereits fortgeschrittenen Arthrose helfen. «Auch lohnt es sich manchmal ein Steroid (Anabolika) zum Muskelaufbau zu verabreichen, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken, damit die Gelenke nicht noch zusätzlich belastet werden», so Dr. Denise Hindermann.
Lindert Tierphysiotherapie die Schmerzen?
Weitere wohltuende Behandlungsarten von Arthrose bei Hunden und Katzen sind beispielsweise Homöopathie, Osteopathie, Akupunktur oder Physiotherapie. In der Tierphysiotherapie werden die betroffenen Gelenke mit schmerzlindernden Techniken behandelt, erklärt die Tierphysiotherapeutin Elena Gallo des Tierspitals Zürich. Des Weiteren hat die Therapie auch das Ziel, die sekundär entstandenen Fehl- und Schonhaltungen zu verbessern. «Bei chronischen Erkrankungen steht die Verbesserung der allgemeinen Gelenkmobilität und der Muskelkraft sowie die Kondition des Tiers im Fokus», sagt Elena Gallo. In der Physiotherapie ist das Übergewicht ein grosses Thema. Dabei ist die Unterwasserlaufbandtherapie eine schonende Möglichkeit, um Gewicht zu reduzieren, die Gelenke zu mobilisieren und das Herz-Kreislauf-System anzuregen.
Natürlich gibt es nebst dem Termin in der Praxis auch individuelle Hausaufgaben für Frauchen und Herrchen. Elena Gallo erklärt, was diese beinhalten: «Es handelt sich um Massagen zur Lockerung der verspannten und überbelasteten Muskeln, aber auch aktive Übungen, welche Gang, Haltung und Koordination trainieren. Oft werden Hindernisstangen, Wackelkissen, Physiobälle und Slalomstangen eingesetzt.»
Für Elena Gallo ist es wichtig zu betonen, dass man besonders bei den Hunden das ganze Hundeleben lang vorbeugende Massnahmen gegen Arthrose treffen kann. «Zukünftige Besitzer*innen sollen sich über die richtige Bewegung eines Welpens oder Junghundes informieren, da dies die Entstehung von Rheuma massiv beeinflussen kann.» Die Bewegung müsse an die Rasse und Grösse des Hundes angepasst werden, damit der Bewegungsapparat während des Wachstums nicht überfordert wird.
Auch die Wahl von Halsband und Hundegeschirr spiele eine wichtige Rolle, da das Tragen des falschen Hundegeschirrs über mehrere Jahre die Beweglichkeit der Gelenke beeinträchtigen könne und zu Erkrankungen des Bewegungsapparates führe.
Was kann ich tun, damit mein Vierbeiner keine Arthrose bekommt?
Arthrose beim eigenen Hund vorzubeugen, sei nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich, sagt Dr. Denise Hindermann, doch: «Es ist wichtig, dass ein Tier nicht zu schwer für seine Grösse wird.» Gerade in Zeiten von Corona erhalten viele Hunde mehr Bewegung, da die Besitzer*innen durch das Homeoffice oftmals mehr Zeit zur Verfügung haben. Dies begrüsst die Tierärztin, denn Bewegung verhindert Übergewicht. Zudem können vorbeugend Futterzusätze zur Unterstützung der Gelenksgesundheit gegeben werden.
Bei schönem Wetter bietet es sich an, einmal mehr mit dem Hund an der frischen Luft einen ausgedehnteren Spaziergang zu machen. Das beugt nicht nur gegen Arthrose beim Hund vor, sondern ist auch wohltuend für Frauchen und Herrchen.
Quellen
Selpers: Tiergestützte Therapie bei chronischen Erkrankungen. Abrufbar unter diesem Link.
Einfach tierisch.de: Rheuma beim Hund: Symptome, Diagnose & Therapie. Abrufbar unter diesem Link.
Dr. Hölter: Chronische Gelenkerkrankungen - Arthrose - bei Hunden. Abrufbar unter diesem Link.
Dr. Hölter: Chronische Gelenkerkrankungen - Arthrose - bei Katzen. Abrufbar unter diesem Link.
Anicura: Arthrose bei der Katze. Abrufbar unter diesem Link.
Tierarztpraxis Nidderau Dr. Rogalla & Dr. Rummel: Arthrose, Spondylose & Co. Abrufbar unter diesem Link.