Was ist ein Rheumaschub?

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Kornfeld mit Gewitterwolken

Ein Rheumaschub ist eine Phase erhöhter Krankheitsaktivität, in der die Symptome der Betroffenen stärker ausgeprägt sind. Typischerweise gehören verstärkte Gelenkschmerzen und Schwellungen dazu. Dieses oft plötzlich auftretende Wiederaufflammen der Krankheit ist dadurch gekennzeichnet, dass Symptome, die sich vorher gebessert hatten, wieder verschlimmern – oder gar neue Symptome hinzukommen. Einige Betroffene merken es schon vor Beginn des eigentlichen Schubs, wenn sich ein solcher anbahnt. Sie nehmen beispielsweise wahr, dass die Morgensteifigkeit zunimmt, sie ein allgemeines Krankheitsgefühl verspüren oder sie ungewöhnlich müde sind (Fatigue).

Bei einem Rheumaschub kann ich meine Socken erst nach zwei Stunden anziehen.
Andrea, Spondylarthritis-Betroffene

Es gibt eine grosse Bandbreite an Symptomen. Denn bei jedem Patienten und jeder Patientin äussert sich die jeweilige rheumatische Krankheit anders. Die Dauer variiert von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder gar Monaten. Auch die spezifischen Symptome und ihr Schweregrad können sich von Person zu Person und von Situation zu Situation unterscheiden. Schübe werden meist als sehr belastend wahrgenommen, sie schränken Betroffene in ihrem Alltag ein und sie betreffen praktisch alle, die an einer entzündlichen rheumatischen Krankheit leiden.

Nachfolgende Tipps und Techniken können Betroffenen dabei helfen, mit einem Schub besser umzugehen und mit der Zeit zu erkennen, was einen Schub auslöst.

1. Kontaktieren Sie Ihre Rheumatologin oder Ihren Rheumatologen

Beratung Rls

Es ist wichtig, dass Sie Kontakt mit Ihrem behandelnden Rheumatologen oder Ihrer behandelnden Rheumatologin aufnehmen. Denn ein Schub bedeutet, dass Sie medikamentös nicht optimal eingestellt sind. Dies ist gut mit einem kleinen Feuer vergleichbar: Es ist einfacher, eine kleine Flamme zu löschen, statt zu warten, bis der ganze Wald brennt. Allerdings gibt es auch Betroffene, die regelmässig immer wieder kleine Schübe haben. Für diese Situation ist es am besten, vorab eine Notfallstrategie mit dem Arzt oder der Ärztin festzulegen.

Ihr Rheumatologe oder Ihre Rheumatologin wird mit Ihnen besprechen, wie Sie mit dem Schub am besten umgehen sollten. Es ist nicht zwingend notwendig den Wirkstoff zu wechseln, sondern es kann auch die Dosierung des bisherigen Medikaments erhöht werden bzw. das Einnahme/Spritzenintervall verkürzt werden. Oftmals kann man die Dosierung nach dem Schub wieder so einstellen, wie sie vorher war. Klappt das nicht, muss man an einen Wechsel des Medikaments denken. Ist nur ein Gelenk betroffen, z.B. das Knie, besteht auch die Möglichkeit einer Infiltration. Im besten Fall reicht dies bereits aus und die Therapie muss nicht geändert werden. In gewissen Fällen ist es auch möglich, einen Schub mit Cortison-Tabletten zu überbrücken. Vorausgesetzt, die erhöhte Entzündungsaktivität hält nur über eine kurze Zeit an und verschwindet wieder.

Niemand soll einen Schub einfach akzeptieren.
Dr. med. Barbara Meier, Rheumatologin

2. Hausmittel können Symptome lindern

Obwohl Sie einen Schub immer mit einer Fachperson besprechen sollten, können Hausmittel und Techniken helfen, mit den Symptomen umzugehen.

Nebst den Medikamenten hilft es mir, ruhig zu liegen, leichtes Essen zu mir zu nehmen und Wärme. Letztes Mal legte sich meine Tochter neben mich ins Bett und zeigte mir einen wunderbar ruhigen Anime-Film auf Netflix. Das hat auch meiner Seele gutgetan.
Julia, Rheumabetroffene

Junge Frau entspannt auf Sessel

Ruhe und Entspannung

Ist ein Schub im Anmarsch, sollten Sie Ihr Aktivitätslevel reduzieren. Die meisten Betroffenen werden dies automatisch tun, da die typischen Anfangssymptome Energie rauben. Wenn Ihr Arbeitgeber dies zulässt, ist es ratsam, von zu Hause aus zu arbeiten. Bitten Sie Personen in Ihrem Umfeld, Ihnen kräftezehrende Aktivitäten, wie zum Beispiel das Einkaufen abzunehmen und versuchen Sie viel zu schlafen. Sollten Sie nach ausreichendem Nachtschlaf tagsüber noch immer müde und erschöpft sein, können Sie eine kurze Siesta einplanen.
Manchen Menschen hilft Meditation, Yoga oder autogenes Training, um zur Ruhe zu kommen. Welche Entspannungstechnik Sie wählen ist zweitrangig. Entscheidend ist Ihre innere Haltung dabei. Denn nur wenn die gewählte Entspannungsmethode zu Ihnen passt, wenden Sie diese auch regelmässig an.

Leichte Bewegung

Es mag sich zwar wie ein Widerspruch zur vorhergehenden Empfehlung anhören, aber es hat sich gezeigt, dass sanftes Dehnen und leichte Spaziergänge gegen die Steifigkeit helfen und das allgemeine Wohlbefinden erhöhen. Es ist wichtig Ihre persönliche Balance zwischen Ruhe und Bewegung zu finden. Starten Sie darum bewusst langsam, übertreiben Sie es nicht und hören Sie auf Ihren Körper. Treten zusätzliche Schmerzen auf, sollten Sie die körperliche Aktivität wieder reduzieren. Passende Bewegungsprogramme für Zuhause finden Sie beispielsweise auf www.rheumafit.ch.

Gelenke kühlen oder wärmen

Meist haben Betroffene ein gutes Gespür dafür, ob ihnen Wärme oder Kälte besser tut – dann vertrauen Sie darauf. Grundsätzlich gilt die Regel: Das akut entzündete Gelenk reagiert positiv auf Kälte, die chronische Gelenkentzündung bessert sich durch Wärme. Vermeiden Sie es, heisse oder kalte Kompressen direkt auf die Haut zu legen. Wickeln Sie die Packung lieber in ein Handtuch ein, bevor Sie sie auf das Gelenk legen. Sehr gut eignen sich Kirschkernkissen, die sowohl kühlend als auch wärmend eingesetzt werden können.

Entzündungshemmend ernähren

Studien zeigen, dass eine entzündungshemmende Ernährung den Verlauf von entzündlichen rheumatischen Krankheiten positiv beeinflussen kann. Versuchen Sie deshalb dauerhaft, entzündungsauslösende Nahrungsmittel zu meiden. Während eines Schubs ist dies besonders wichtig, da die Entzündungsaktivität ihres Körpers erhöht ist. Mit einer angepassten Ernährung entlasten Sie Ihren Körper. Weitere Informationen zur Ernährung bei Rheuma.

3. Führen Sie ein Symptomtagebuch

Tagebuch

Fachpersonen sind sich einig, dass Betroffene selbst Experten und Expertinnen ihres Körpers sind. Sie wissen selbst am besten, welche Gelenke entzündet sind, was Linderung verschafft und was der Auslöser für den Schub gewesen ist. Das Verständnis der persönlichen Auslöser für Schübe kommt mit der Erfahrung: Ein Tagebuch über mögliche Auslöser und Symptome hilft herauszufinden, wann und warum diese auftreten. Neben Einnahmefehlern (z. B. Vergessen oder Unterdosierung der Medikamente) können auch Stress, schlechter Schlaf, eine Infektion oder körperliche Überanstrengung Gründe für einen Schub sein. Mit der Zeit werden Sie besser verstehen, was Ihre Schübe auslöst und was Sie selbst dazu beitragen können, um diese möglichst zu verhindern.

Zu Beginn meiner Erkrankung habe ich meine Krankheitsaktivität in einer App namens RheumaBuddy erfasst. Das hat mir gut geholfen, einen Überblick über die Zusammenhänge zwischen Schlaf, Stress und Symptomen zu gewinnen.
Lena, PsA-Betroffene

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