Seit wann genau empfinden Sie diesen Schmerz? Wie häufig hat er sich in den vergangenen Wochen bemerkbar gemacht? Und welche Massnahmen haben geholfen?
Auf solche Fragen – sei es in der Sprechstunde oder in der Therapie – vermögen Sie zuverlässiger zu antworten, wenn Sie ein Schmerz-Tagebuch führen.
Was ist ein Schmerz-Tagebuch?
Ein Schmerz-Tagebuch ist eine persönliche Chronik der eigenen Schmerzerfahrungen. Je nach Vorlage füllen Sie eine mehr oder minder detaillierte Tabelle aus. Eine Zeile pro Tag. Die Tabellenform ermöglicht es, eine ganze Woche zu überblicken.
Zusätzlich enthalten viele Schmerz-Tagebücher illustrative Hilfen zum Einzeichnen von Schmerzen sowie Diagramme, in die Sie Schmerzwerte eintragen. All dies unterscheidet das Schmerz-Tagebuch vom herkömmlichen, freien Tagebuch, in dem Sie beliebig viele leere Seiten füllen.
Warum ein Schmerz-Tagebuch führen?
Schmerzen zählen zu den subjektiven Symptomen. Kein Röntgenbild kann sie darstellen, kein Gerät kann sie messen, kein Labor kann sie nachweisen. Umso wichtiger sind die Angaben, die Sie – und nur Sie – über Ihre Schmerzen machen. Diese Informationen füllen die Lücken, die die objektiven ärztlichen Untersuchungen offenlassen.
Mit dem Tagebuch fassen Sie Ihre Schmerzen in Worte und Zahlen. Allein schon die Schmerzstärke (in einer Skala von null bis zehn) pro Tageszeit (morgens, mittags, abends und nachts) kann viel aussagen. Je genauer Sie die subjektiven Schmerzerfahrungen identifizieren, quantifizieren und dokumentieren, desto besser kann der Arzt oder die Ärztin, der Therapeut oder die Therapeutin die Behandlung anpassen.
Ein Schmerz-Tagebuch ist kein Dauerprojekt, keine Sorge! Oft reichen zwei, drei Wochen, um darin Entwicklungen und Zusammenhänge zu erkennen. Für eine so kurze Zeit kann man sich schon etwas Mühe geben und mehrmals im Tag Einträge machen.
Ziele eines Schmerz-Tagebuches
Ein Schmerz-Tagebuch zielt darauf ab, die Kommunikation zu verbessern und durch eine bessere Kommunikation auch die Schmerzbehandlung zu verbessern.
Das Tagebuch dient dem inneren Dialog, den Sie führen, und leitet Sie an, Ihre Schmerzerfahrungen nach gewissen Kriterien zu erfassen. Auf dieser Basis sind Sie im Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin in der Lage, wichtige Informationen zu liefern, die sie sonst vergessen und sowieso nie in dieser Präzision erfasst hätten. Das Schmerz-Tagebuch ist also zugleich Kommunikationsmittel und Erinnerungshilfe für Fragen wie:
- Wie stark sind meine Schmerzen?
- Was für einen Charakter haben meine Schmerzen?
- Wie entwickeln sich meine Schmerzen im Laufe des Tages?
- Erkenne ich Zusammenhänge verschiedener Schmerzen?
- Zeigt sich ein Muster von Schmerzschüben?
- Welche Aktivitäten lösen Schmerzen aus oder verschlimmern sie?
- Welche Massnahmen dämpfen meine Schmerzen?
- Gehen meine Schmerzen mit anderen Symptomen einher?
Sie erfahren sich auch als selbstwirksam, wenn Sie ein Schmerz-Tagebuch führen. Denn indem Sie die eigenen Schmerzerfahrungen unter Beobachtung stellen und sie zum Objekt machen, unternehmen Sie schon die ersten Schritte zu einer aktiven Schmerzbewältigung.
Vorlagen und Anregungen
Schmerz-Tagebuch
Man kann im Internet diverse Vorlagen von Schmerz-Tagebüchern gratis herunterladen. Grösser ist die Auswahl, wenn Sie englische Vorlagen einbeziehen; suchen Sie nach «pain diary» oder «pain journal»! Oder Sie stellen sich eine Vorlage nach den eigenen Bedürfnissen selber zusammen. Übrigens sind Schmerz-Tagebücher mittlerweile auch als App verfügbar.
Energie-Tagebuch
Viele chronische Krankheiten gehen mit einer chronischen Erschöpfung (Fatigue) einher. Auch dafür finden sich Vorlagen. Sie erfassen in einem Energie-Tagebuch möglichst stündlich die Tätigkeiten, die Sie ausüben, den Energieaufwand, den Sie dafür benötigen, und den Grad der Erschöpfung.
Vorlage der Rheumaliga
Das Schmerz-und-Fatigue-Tagebuch der Rheumaliga Schweiz legt den Schwerpunkt auf die Schmerzerfahrung, integriert aber auch die Fatigue. Sie können unser PDF gratis hier herunterladen:
- Schmerztagebuch (pdf, 157,37 KB)