Bewegung und körperliche Aktivität spielen eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Doch nicht jede ist eine begeisterte Joggerin oder Fitnessstudio-Gänger. Manchmal lässt es die eigene gesundheitliche Situation oder die heissen sommerlichen Temperaturen auch nicht zu, sportlich bis an seine Grenzen zu gehen. Für all jene hat die Rheumaliga Schweiz eine effektive Alternative: das Nordic Walking. Nordic Walking, kalter Kaffee oder wieder in? Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag, was die Vorteile dieses Sports sind und wie man sich richtig vorbereitet.
Zuerst etwas sportliches Hintergrundwissen
Die Wurzeln des Nordic Walkings reichen in die 1930er Jahre zurück, als finnische Skisportler begannen, im Sommer mit ihren Skistöcken zu trainieren. In den 1990er Jahren wurde Nordic Walking in Finnland als Fitnessaktivität populär und breitete sich von dort in die ganze Welt aus.
Nordic Walking zeichnet sich durch den Einsatz von speziellen Nordic-Walking-Stöcken aus, die den Bewegungsablauf intensivieren und den Oberkörper aktiv einbinden. Die Stöcke ermöglichen eine zusätzliche Kräftigung der Arm- und Schultermuskulatur und steigern so den Trainingseffekt. Nordic Walking kann auf verschiedenen Untergründen praktiziert werden, sei es auf asphaltierten Strassen, Waldwegen oder wer besonders trittsicher ist, sogar im Schnee.
Hilft Nordic Walking auch gegen Rheuma?
Diese und viele weitere Fragen zum Nordic Walking haben wir Barbara Zindel – Co-Leiterin Dienstleistungen der Rheumaliga Schweiz und Physiotherapeutin – gestellt. Lesen Sie jetzt ihre Antworten im Blog oder schauen Sie unser YouTube-Video.
Rheuma und Nordic Walking
Rheumaliga Schweiz: Was ist der Unterschied zwischen Walking und Nordic Walking?
Barbara Zindel: Der grösste Unterschied sind die Stöcke, die man beim Nordic Walking dabei hat. Die Stöcke entlasten den Bewegungsapparat beim Walken bis zu 20 Prozent. Durch den Stockeinsatz trainiert man gleichzeitig auch die Arm- und Oberkörpermuskulatur und kann so von einem Ganzkörpertraining sprechen.
Rheumaliga Schweiz: Ist Walking grundsätzlich gut für Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung?
Barbara Zindel: Da man bei Walking die Ausdauer trainiert, ist die Sportart ideal für Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung. Die sanften, fliessenden Bewegungen fördern zusätzlich die Durchblutung, lindern Steifheit und können die Beweglichkeit der Gelenke verbessern.
Rheumaliga Schweiz: Worin liegen die Vorteile des Walkings im Vergleich zum Joggen?
Barbara Zindel: Beim Walking und Nordic Walking wirken zwei Drittel weniger Stosskräfte auf den Körper als beim Joggen. Durch den Einsatz der speziellen Nordic-Walking-Stöcke wird der Bewegungsablauf zusätzlich unterstützt und das Körpergewicht gleichmässig auf den ganzen Körper verteilt. Beide genannten Punkte reduzieren die Belastung auf die Gelenke im Vergleich zum Joggen. Allerdings gelangt man beim Joggen schneller in die Phase der Fettverbrennung. Diese setzt beim Walking erst nach ca. 60 Minuten ein.
Rheumaliga Schweiz: Wie oft in einer Woche sollte man eine Walking-Tour unternehmen?
Barbara Zindel: Grundsätzlich ist es für die Gesundheit bereits förderlich, wenn man einmal in der Woche eine Walking-Tour unternimmt. Ideal sind jedoch zwei bis drei Stunden Walking pro Woche, dies entspricht auch den internationalen Bewegungsempfehlungen übersetzt von HEPA (Health-Enhancing Physical Activity, eine Initiative des Bundesamts für Sport, BASPO).
Rheumaliga Schweiz: Und wie lange sollte eine Walking-Einheit dauern?
Barbara Zindel: Walking-Anfängern rate ich zu Beginn eine Tour von 15 Minuten. Steigern Sie bei den darauffolgenden Einheiten jeweils um 15 Minuten, bis Sie bei einer Stunde angekommen sind. Insgesamt eine Stunde Walken ist optimal für den Körper, weil man zum einen die Ausdauer trainiert und zum anderen die Fettverbrennung anregt.
Rheumaliga Schweiz: Wie hoch sollen Walking-Stöcke eingestellt sein?
Barbara Zindel: Grundsätzlich lässt man sich vor dem Kauf am besten in einem Fachgeschäft beraten. Wer die Stöcke selbst einstellt, kann auf diese drei Regeln zurückgreifen:
- Die eigene Körpergrösse x 0,66 Zentimeter ergibt die optimale Stockhöhe.
- Hält man die Walking-Stöcke in der Hand, sollte der Ellenbogen in einem rechten Winkel zum Körper abgeknickt sein.
- Oder die dritte Möglichkeit, der Ausgang der Stockschlaufe sollte auf Höhe des Bauchnabels sein.
Rheumaliga Schweiz: Welche Schuhe sollten zum Walking getragen werden?
Barbara Zindel: Wichtig sind bequeme Turnschuhe, bei denen Sie keine Druckstellen spüren und in denen Ihre Füsse genügen Platz haben. Zudem ist eine Sole mit guter Schrittdämpfung wichtig. Am besten lassen Sie sich da in einem Fachgeschäft beraten.
Rheumaliga Schweiz: Macht es einen Unterschied, ob man auf Asphalt walkt oder auf einem Naturboden im Wald?
Barbara Zindel: Der Waldboden dämpft die Schritte und somit die Belastung auf die Gelenken sicherlich besser als asphaltierte Strassen. Wurzeln, Steine und Unebenheiten können jedoch Stolperfaktoren sein. Wenn Sie sich dadurch verunsichert fühlen, walken Sie lieber auf geteerten Strassen. Gut gedämpftes Schuhwerk ist dann umso wichtiger.
Rheumaliga Schweiz: Soll man sich vor und nach dem Walken dehnen?
Barbara Zindel: Ich würde davon abraten, vor dem Walken zu dehnen, um einer Überdehnung vorzubeugen. Nach der Walking-Einheit ist das Dehnen jedoch sehr sinnvoll, vor allem für die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur. Falls Sie sich unter Dehnübungen nichts Konkretes vorstellen können, hat die Rheumaliga Schweiz ein Faltblatt mit verschiedenen Übungen für zu Hause.
Auch uns hat die Walking-Lust gepackt!
Die Rheumaliga Schweiz und auch die kantonalen und regionalen Rheumaligen sind bekennende Walking-Fans. Ob im Wald, in den Bergen oder auch mal an einem Volkslauf wie dem Greifenseelauf im September sind Vertreterinnen und Vertreter anzutreffen. In diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden, daraus einen kleinen Spendenlauf zu machen. Unterstützen Sie unsere Walkerinnen und Walker jetzt mit einem symbolischen Beitrag pro gelaufene Kilometer und helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft solche Informationsbeiträge erstellen und für Rheuma sensibilisieren können.
Und das sind unsere Walkerinnen und Walker
Brigitte: «Das Nordic Walking habe ich vor einigen Jahren regelmässig einmal wöchentlich betrieben. Jeweils am Abend nach der Arbeit. Egal welche Jahreszeit und bei fast jedem Wetter. Gemeinsam mit einer Nachbarin habe ich mich getroffen und so viele tolle Gespräche geführt, gelacht und dazu Bewegung in der Natur genossen und mich wunderbar entspannen können. Der Greifenseelauf gibt mir eine willkommene Gelegenheit, dass ich die Stöcke wieder in die Hände nehme und mich auf eine schöne Tour zusammen mit meinen Arbeitsgspändli begehe. Ich freue mich schon sehr darauf.»
Brigitte Uhlmann, Koordinatorin Kurse bei der Rheumaliga Zürich, Zug und Aargau
Dominique: «Per pedes bin ich gerne in der Natur unterwegs, schön gemütlich über Stock und Stein. Für eine gute Sache wie die Rheumaliga kurble ich das Tempo auch gerne mal an und greife zu den Nordic-Walking-Stöcken.»
Dominique Schwank, Stv. Geschäftleiter bei der Rheumaliga Zürich, Zug und Aargau
Sabrina: «Viele Nordic-Walking-Kilometer habe ich noch nicht absolviert, dennoch bereitet mir dieses gelenkschonende Ausdauertraining jetzt schon viel Freude. Ich liebe es mich in der Natur zu bewegen, die Gedanken fliessen zu lassen und nach einem intensiven Tag neue Kraft zu tanken.»
Sabrina Heyder, Organisatorin Kurse bei der Rheumaliga Zürich, Zug und Aargau
Noch mehr Informationen, wieso Bewegung bei einer rheumatischen Erkrankung essenziell ist, erhalten Sie in unserem Erklärvideo zum Thema.