Viele fühlen sich von Yoga angezogen und möchten diese Bewegungsform näher kennenlernen. – Aber wie soll man in den Yoga einsteigen? Welcher Yoga-Stil passt zu meiner Person und zu meiner körperlichen Verfassung?
(Wir sagen mit Blick auf die historischen Wurzeln «der Yoga». Das Sanskritwort ist nämlich maskulin. Aber das soll niemanden daran hindern, weiterin «ins» Yoga zu gehen.)
Yoga bei Rheuma
Der therapeutische Nutzen aller Yoga-Stile liegt in der Kombination aus Dehnung, Kräftigung und einer Schulung des Gleichgewichtssinnes. Dies unterscheidet den Yoga sowohl von reinen Krafttechniken wie auch von passiven Techniken manueller Therapien.
Studien zeigen positive Wirkungen einer Yoga-Therapie bei Arthrose, Arthritis und anderen gesundheitlichen Störungen. Wobei sich die meisten Studien auf ein normales Übungsprogramm aus dem klassischen Hatha Yoga beziehen. Hatha Yoga ist die Grundform und der bleibende Bezugspunkt aller Yoga-Stile.
13 Yoga-Stile im Überblick
Yoga wird heute unter verwirrend vielen Namen und Formen angeboten, auch unter registrierten Yogamarken wie FaYo®, Jivamukti Yoga® oder Luna Yoga®. Aus diesem Grunde haben wir in Zusammenarbeit mit einer Yoga-Lehrerin und Bewegungspädagogin eine Orientierungshilfe über dreizehn gängige Yoga-Stile geschaffen. Die Aufzählung ist alphabetisch und rein informativ.
[1] Aerial Yoga
Tücher, die von der Decke hängen, ermöglichen Yoga in der Schwebe. Anbieter von Aerial Yoga betonen die geringe Gelenkbelastung durch diesen luftigen Yoga-Stil und empfehlen ihn auch zum Einstieg in den Yoga.
[2] Ashtanga Yoga
Asthanga Yoga ist ein besonders dynamischer Yoga-Stil. Dabei werden Asanas (Körperstellungen) aus dem Hatha Yoga zu langen Übungsfolgen verbunden, deren heutige Form vom indischen Yogameister Sri K. Patthabi Jois (1915-2009) festgelegt wurden. Asthanga Yoga erfordert viel Kraft. Die Übungssequenzen treiben die Pulsfrequenz und die Körpertemperatur in die Höhe.
[3] Bikram Yoga
Yoga wie in der Sauna: Bikram Yoga findet bei 40% Luftfeuchtigkeit und einer Raumtemperatur von bis zu 40 °C statt. Geübt werden anstrengende Abfolgen von Asanas und Atemübungen. Bikram Yoga wurde vom indischen Yogi Bikram Choudhury (geboren 1946) erfunden. Die Hitze soll verletzungsfreie Muskelbewegungen gewährleisten und den Körper durch Schwitzen entgiften.
[4] Faszien-Yoga
Yoga und Faszientraining haben starke Berührungspunkte. Beide aktivieren nicht nur einzelne Muskeln, Muskelgruppen oder Bindegewebestrukturen, sondern ganze kinetische und fasziale Ketten, die sich weitläufig durch den Körper ziehen. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Faszien-Yoga erfunden wurde, wie zum Bespiel FaYo®. Dieser von Liebscher & Bracht entwickelte Yoga-Stil integriert Yoga-Elemente ins Faszientraining. FaYo® legt den Schwerpunkt auf das Dehnen, Schwingen, Federn und die Anwendung der Faszienrolle.
[5] Hatha Yoga
Hatha Yoga ist der Yoga der Körperübungen und die klassische Grundform dessen, was wir im Westen unter Yoga verstehen. Zum Hatha Yoga zählen Asanas (Körperhaltungen und Bewegungsabläufe), Pranayama (Atemübungen) und Dhyana (Achtsamkeit). Dabei ist die Achtsamkeit ein wesentliches Element sowohl der Asanas wie auch der Atemübungen. Hatha Yoga wird aufmerksam, langsam und kraftvoll geübt.
Westliche Yogalehrer wie der Belgier André van Lysebeth haben aus dem riesigen Schatz des Hatha Yoga ein 30-Minuten-Programm von Asanas zusammengestellt, für ein tägliches Üben zu Hause.
[6] Hormon-Yoga
Yoga wirkt nicht nur auf Muskeln, Faszien und Nerven, sondern auch auf die inneren Organe und die endokrinen Drüsen, die Hormone ausschütten. Zum endokrinen System zählen die Hormondrüsen im Gehirn ebenso wie diejenigen im Körper, wie die Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen, die Nebennieren, die Hoden oder die Eierstöcke usw. Speziell für Frauen mit hormonellem Ungleichgewicht wurde Hormon Yoga entwickelt. Diese therapeutische, eher ruhige Form von Yoga kombiniert klassische Yoga-Elemente mit Techniken zur Muskelentspannung.
[7] Iyengar Yoga
Der indische Yoga-Lehrer B. K. S. Iyengar (1918-2014) schrieb das Standardwerk «Light on Yoga» (1966) und zahlreiche weitere Werke, in denen er die Asanas des Hatha Yoga in eine umfassende Systematik brachte. Zu den besonderen Kennzeichen des Iyengar Yoga zählen Präzision, Disziplin und Kontrolle. Man übt unter strenger Anleitung. Die Ausführung ist langsam und formgenau. Dabei kommen auch Hilfsmittel wie Gurte und Yogablöcke zum Einsatz.
[8] Jivamukti Yoga
Jivamukti Yoga ist ein die Spiritualität ins Zentrum rückender Yoga-Stil. Er wurde vom Künstlerehepaar Sharon Gannon und David Life in den 1980er Jahren in New York entwickelt. Jivamukti Yoga verbindet dynamische Übungsabfolgen mit Musik, dem Singen von Mantren und Meditation. Jenseits der Yogamatte will Jivamukti Yoga einen neuen Lifestyle prägen und zur spirituellen Entwicklung der Menschen beitragen.
[9] Kundalini Yoga
Kundalini Yoga ist so alt wie der Hatha Yoga und eine seiner Wurzeln. Unter Kundalini versteht man eine spezifische Energie, die wie eine zusammengerollte Schlange am Grunde des Unterleibes schläft, aber durch Yoga erweckt werden und bis zum Scheitel emporsteigen kann.
Heute denkt man bei Kundalini Yoga meist an den von Yogi Bahjan (1929-2004) geprägten Yoga-Stil. Er verbindet Asanas mit Atemübungen, Mantren und Meditation. Kundalini Yoga zielt darauf, die Energie frei fliessen zu lassen und einen Weg zur spirituellen Transformation zu öffnen.
[10] Luna Yoga
Luna Yoga wurde von der deutschen Yogalehrerin Adelheid Ohlig (geboren 1945) entwickelt. Seine Basis bilden klassische Elemente aus dem Hatha Yoga, ergänzt mit modernen Erkenntnissen aus der Psychologie und der Medizin. Wichtige Themen im Luna Yoga sind die Ausrichtung auf das Becken und die Förderung von Fruchtbarkeit und Kreativität. Luna Yoga vereint Spür-, Dehn-, Kraft- und Atemübungen. Aktuell bieten mehrere Rheumaligen in der Schweiz Luna-Yoga-Kurse an.
[11] Power Yoga
Power Yoga ist mehr Sport als Yoga, denn der amerikanische Yogalehrer Bryan Kest (geboren 1964) hat aus den klassischen Asanas ein rein körperliches Fitnessprogramm gemacht. Power Yoga verlangt eine gewisse Grundfitness sowie die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen und tüchtig ins Schwitzen zu kommen.
[12] Sivananda Yoga
Sivananda Yoga ist der Versuch, Yoga in seiner ganzen Breite und Tiefe zu vermitteln, in Rückbesinnung auf die vier grossen Pfade des Yoga: den Yoga der intellektuellen Forschung (Jnana Yoga), den Yoga der Hingabe (Bhakti Yoga), den Yoga der verinnerlichten Konzentration (Raja Yoga) und den Yoga des selbstlosen Handelns (Karma Yoga). Sivananda Yoga wurde vom indischen Yoga-Meister Swami Sivananda Saraswati (1887-1963) entwickelt. Eine Yoga-Stunde in seinem Sinne umfasst neben Asanas immer auch Meditation, Mantren, Atemübungen und eine gründliche Entspannung.
[13] Yin Yoga
Yin Yoga ist ein sehr sanfter Yoga-Stil mit viel passivem Stretching. Dieser Yoga-Stil wurde vom amerikanischen Yoga- und Kung-Fu-Lehrer Paulie Zink (geboren 1954) entwickelt und benannt nach dem weiblichen Prinzip im chinesischen Daoismus: Yin. Beim Yin Yoga werden die Asanas im Sitzen oder Liegen bis zu sieben Minuten lang gehalten mit dem Ziel, meditativ in die Endstellung hineinzusinken. Die intensiven Dehnungen des Yin Yoga wirken stark auf die Faszien und machen den Körper geschmeidig. Aktuell bieten zwei Rheumaligen in der Schweiz Yin-Yoga-Kurse an.
Yoga in lebendiger Entwicklung
Viele Yogis, die sich der Tradition verbunden fühlen, schauen mit Unbehagen auf das breite Spektrum der modernen Yoga-Stile. Sie fürchten, dass die spirituelle Essenz des Yoga verloren gehe und am Ende nur ein modernes Workout übrig bleibe, ein körperliches Fitnesstraining, wie etwa beim Power Yoga.
Auf der anderen Seite muss man es aber begrüssen, wenn angepasste Yoga-Formen den Zugang für Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Einschränkungen erleichtern. Anpassungen und Weiterentwicklungen sind ebenso Teil des Yoga wie dessen ewige Wahrheiten. Viele von einem Guru ausgebildete Yogameister haben im Laufe der Zeit neue Yoga-Traditionen ins Leben gerufen, Techniken aus verwandten Disziplinen einbezogen und neue Übungen oder Übungsreihen geschaffen.
Diese dynamische Entwicklung gehört genauso zum Yoga wie sein spiritueller Ursprung vor mehreren tausend Jahren.
Quellen
Zu Hatha Yoga
van Lysebeth, André: J’apprends le yoga. Agir en profondeur. Paris 2004 (erste Publikation 1968; deutschsprachige Übersetzung unter dem Titel «Yoga für Menschen von heute»).
Myers, Thomas: Die Faszie beim therapeutischen Yoga, in: Schleip, R., Findley, T.W., Chaitow, L., Huijing, P.A. (Hrsg.): Lehrbuch Faszien. 1. Auflage. Amsterdam, München: Elsevier; 2020, S. 331-336.
Yoga Easy: Die Geschichte des Yoga. Abrufbar unter diesem Link. Letztmals eingesehen am 31.05.2023
Yogawiki: Hatha Yoga. Abrufbar unter diesen Link. Letztmals eingesehen am 31.05.2023
Yoga-Stile im Überblick
FitForFun.de: 10 Yoga-Arten im Check: Welcher Stil passt zu dir? Abrufbar unter diesem Link.
Mobil-e: Yoga-Arten: Welches Yoga passt zu wem? Abrufbar unter diesem Link.
Lotuscrafts: Yogastile: Die bekanntesten Yoga-Arten und ihre Besonderheiten. Abrufbar unter diesem Link.
Yoga Easy: Die wichtigsten Yoga-Stile im Überblick. Abrufbar unter diesem Link.
(Websites letztmals eingesehen am 31.05.2023.)