Nach fast 20 Jahren verlässt Geschäftsleiterin Valérie Krafft Ende Februar die Rheumaliga Schweiz. In diesem Interview spricht sie über die Highlights der Vergangenheit und ihre Wünsche für die Zukunft.
Rheumaliga Schweiz: Ende Februar geben Sie Ihr Amt ab. Was sind die Gründe dafür?
Valérie Krafft: Als ich am 1. Mai 2004 meine Aufgaben als Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz aufgenommen habe, hätte ich nie gedacht, dass daraus 20 Jahre werden würden. Nach dieser langen Zeit, die ausserordentlich inspirierend, motivierend und jeden Tag neu herausfordernd war, habe ich entschieden, innezuhalten und etwas kürzer zu treten. Die Vorfreude, Zeit zu haben für Oper, Kultur, grosse Velotouren und so vieles mehr ist gross und wer weiss, welche Projekte und Aufgaben sich für mich in Zukunft ergeben werden.
Rheumaliga Schweiz: Wie hat sich die Organisation unter Ihrer Leitung verändert?
Valérie Krafft: Die Rheumaliga Schweiz hat sich von einer kleinen zu einer mittelgrossen NPO entwickelt. Damals vor 20 Jahren waren 10 Mitarbeitende beschäftigt, heute sind es rund 35. Mit diesem mehrheitlichen «Womenpower» hat sich unsere Dienstleistungspalette um ein Vielfaches erweitert: Neben den klassischen Leistungen wie Publikationen, Hilfsmitteln und Weiterbildungen gehören heute auch Podcast, Erklärvideos, Social Media Posts, eine stark frequentierte Webseite und die jährliche Aktionswoche zu unseren Kernaktivitäten. Nicht verändert hat sich hingegen unser Bestreben für die Betroffenen da zu sein. Dieses Ziel ist mit der Gründung unseres Betroffenenrates noch mehr ins Zentrum gerückt.
Rheumaliga Schweiz: Auf was sind Sie besonders stolz?
Valérie Krafft: Ich hatte immer ein kreatives und sehr engagiertes Team und einen pragmatischen Vorstand an meiner Seite. Gemeinsam haben wir mit grosser Motivation und Begeisterung Lösungen für die vielfältigen Bedürfnisse von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen gesucht und umgesetzt. In besonderer Erinnerung bleibt mir sicher unser Sturzpräventionsprogramm «Sicher durch den Alltag», das wir über die letzten 12 Jahre auf- und ausbauen konnten. Weiter wurden die Sekretariate der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie (SGR) und der Geliko (Gesundheitsligenkonferenz, der Vereinigung der Gesundheitsligen in der Schweiz) fest in der Rheumaliga Schweiz verankert. So konnten wir die Zusammenarbeit mit den Fachärztinnen und -ärzten der Rheumatologie intensivieren und dank der Geliko, den Anliegen der Betroffenen ein besseres Gehör in Bundesbern verschaffen.
Mein persönliches Highlight war das Benefizkonzert zum 60. Geburtstag der Rheumaliga Schweiz im KKL-Luzern. Dank vielen Partnern, Sponsoren und Konzertbesuchenden konnten wir einen beachtlichen Nettogewinn für unsere Tätigkeit zugunsten der Betroffenen verbuchen. Das war ein voller Erfolg und ein unvergessliches Ereignis! Insgesamt war es ein grosses Privileg, während der letzten 20 Jahre eine so wertvolle Aufgabe innehaben zu dürfen und für und mit Menschen mit rheumatischen Erkrankungen wirken zu können. Von Herzen danke ich allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben.
Rheumaliga Schweiz: In welchen Bereichen hätten Sie gerne mehr erreicht?
Valérie Krafft: Ein grosses Thema bleibt die optimale Versorgung der Betroffenen: hierfür kann die Zusammenarbeit mit allen Health Professionals im Sinne der Interprofessionalität laufend weiter gestärkt und etabliert werden. Ein Baustein könnte auch KOMPASS sein, ein Programm zur Verbesserung der Selbstmanagementkompetenz von Betroffenen. Hierfür müsste es aber nachhaltig finanziert und breiter in den ärztlichen Praxen verankert werden können. Und im grossen Bereich der Digitalisierung gibt es noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass die Prozesse der Rheumaliga effizienter funktionieren und die Betroffenen optimal betreut, beraten und informiert werden können.
Rheumaliga Schweiz: Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin Annette Stolz und der Rheumaliga?
Valérie Krafft: Ich wünsche Annette Stolz und mit ihr der Rheumaliga eine blühende, boomende und erfolgreiche Zukunft und viel Freude am Schaffen für die Betroffenen. Ich bin überzeugt, dass es die Rheumaliga in Zukunft mehr denn je brauchen wird und sie als starke Organisation für die Betroffenen eine wichtige Rolle haben wird.
Interview: Simone Fankhauser – Redaktorin forumR Rheumaliga Schweiz