Zürich, 13. Juli 2023
Schmerzstillend und entzündungshemmend soll Cannabismedizin wirken. Doch ist das wirklich so? Darüber diskutieren Dr. Martin Oehri und Dr. Manfred Fankhauser in der aktuellen Podcast-Episode von «Rheuma persönlich» der Rheumaliga Schweiz. Es geht um Kosten, fehlende Studien sowie Pro und Contra der Cannabismedizin.
Der Apotheker Dr. Manfred Fankhauser und der Rheumatologe Dr. Martin Oehri diskutieren im Podcast der Rheumaliga Schweiz aus verschiedenen Standpunkten über die Cannabismedizin. Wer sich Cannabismedizin verschreiben lassen will, ist auf engagierte Ärzte und Ärztinnen angewiesen. Wieso das so ist, und welchen Stellenwert Cannabismedizin bei Rheuma hat, ist Teil dieser Auslegeordnung über die wichtigsten Argumente und Aspekte. «Rheuma persönlich» ist zu hören auf www.rheumaliga.ch oder allen gängigen Plattformen wie Spotify und Apple Podcast.
Comeback einer Heilpflanze
Cannabis ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt. Laut Dr. Manfred Fankhauser, Apotheker in Langnau BE, erlebt Cannabis für medizinische Zwecke eine einzigartige Renaissance. Nach jahrzehntelanger Stigmatisierung und Verteufelung etabliert sich das Naturheilmittel in den letzten Jahren für vielfältige medizinische Behandlungen. In einer Social-Media-Umfrage der Rheumaliga Schweiz berichten 20 von 50 Teilnehmenden, dass sie medizinisches Cannabis verwenden. Dabei geht es in erster Linie um die Schmerzbekämpfung. Während mehrere Betroffene die Cannabis-Therapie wegen fehlender Wirkung nicht weiterempfehlen, berichten andere Umfrageteilnehmende nebst der Schmerzreduktion auch von einem positiven Einfluss auf den Schlaf und die Entspannung.
«Ich würde Cannabis-Medizin ausprobieren, wenn sie nicht so teuer wäre.»
Betroffene, die medizinisches Cannabis verwenden möchten, erfahren viele Hürden – auch finanzieller Natur. In den meisten Fällen lehnen die Krankenversicherer eine Kostenbeteiligung ab, denn THC-haltige Arzneimittel sind trotz Änderung des Betäubungsmittelgesetzes seit 1. August 2022 weiterhin nicht kassenpflichtig. Weder die Grundversicherung noch Zusatzversicherungen müssen die Medikamentenkosten übernehmen.
«Die Ärztin wollte mir Cannabis aufgrund des unverhältnismässigen bürokratischen Aufwands nicht verschreiben.»
Zudem sind viele Rheumatologinnen und Rheumatologen sehr zurückhaltend. Die Gesetzesänderung erleichtert zwar den Zugang zu medizinischem Cannabis, es genügt ein ärztliches Rezept. Allerdings muss der verschreibende Arzt eine Begleiterhebung durchführen und die erhobenen Daten dem BAG übermitteln. Der hohe Aufwand und die fehlende Studienlagen im Bereich Rheumatologie, sind gemäss Oeri und Fankhauser die Hauptgründe, warum Cannabismedizin nur selten an Rheumabetroffene verschrieben wird.
Cannabis ist kein Allheilmittel
Während Fankhauser erläutert, dass medizinisches Cannabis eine wertvolle Option für Menschen mit chronischen Rheumaschmerzen sein kann, betont Oehri die fehlende Evidenz: «Das Potential der Cannabismedizin, gerade in Bezug auf entzündliche Rheumaformen, muss noch weiter erforscht werden.» Beide Experten sind sich einig, dass für Rheumabetroffene die Behandlung mit Cannabis nicht an erster Stelle steht, und dass eine engmaschige Betreuung und Beratung durch Fachpersonen absolut notwendig ist.
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Weitere Auskünfte
Monika Siber, Leiterin Kommunikation, Tel. 044 487 40 60, m.siber@rheumaliga.ch